Virtual Reality in der Zukunft – Spricht VR bald alle Sinne an?

Virtual Reality

Bereits im Jahr 1901 hat der Schriftsteller Frank L. Baum im Zauberer von Oz einen Charakter mit einer futuristischen Brille versehen, die ihm persönliche Informationen über jeden zur Verfügung stellt, dem er begegnet.

Baums Zukunftsvision wird in unserer Gegenwart wahr. Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) haben in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erregt. Stellt sich die – wirklich echte – Frage, wie soll es damit weiter gehen?

Aus der Nische zum Mainstream

Bisher führt VR noch ein Nischendasein. Der Preis für ein einzelnes Gerät ist relativ hoch. Die Ansprüche an die Hardware der Computer sind zudem eine schwere Hürde. Für eine gute VR-Erfahrung braucht man eine Grafikkarte der Highend-Klasse. Die meisten Computer besitzen aber keine. Erst in ein paar Jahren sollen laut Hersteller die Mehrzahl der Computer leistungsstark genug für VR sein.

Daher geht Sony mit seinen Playstations einen anderen Weg und bietet passende VR-Headsets für die eigenen Geräte an. Vielleicht führt der Weg in den Mainstream aber auch über Smartphones, die wir ohnehin alle ständig bei uns tragen. Der unerwartete Erfolg des Pokemon Go im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass Smartphonenutzer zumindest für Augmented Reality schon bereit sind.

Mehr als ein Spiel?

Die meisten Menschen assoziieren künstliche Realitäten vermutlich mit Computerspielen, der Filmindustrie oder Unterhaltungsbranche. Mark Zuckerberg denkt weiter und will die „nächste Computerplattform“ erschaffen. Die Technik soll das Leben komplett umkrempeln, wenn die Konsumenten dazu bereit sind. Zuckerberg ist überzeugt, dass VR in zehn Jahren das wichtigste Kommunikationsmittel zwischen Menschen sein wird.

Andere prophezeien eine großartige Zukunft in der Bildung. Schüler und Studenten lernen ohnehin das meiste nicht mehr aus Büchern. Die neue Technologie ermöglicht ihnen, Orte zu besichtigen, die sie in der realen Welt nicht besuchen können. Google schickt längst Schulen auf virtuelle Entdeckungsreise. Statt sich nur Vorträge von Lehrern anzuhören, werden die Kinder Teil des Geschehens, das sie sich ansehen.

Zahlreiche Museen und Galerien auf der ganzen Welt informieren ihre Gäste bereits mit moderner Technik. Das Britische Museum bringt seine Besucher zurück ins Bronzezeitalter, in Londons Museum für Naturgeschichte gibt es eine VR-Ausstellung über die Arbeit David Attenbouroughs, und in Berlin informiert das Museum Nikolaikirche mittels VR über seine Angebote.

Spricht VR bald alle Sinne an?

Virtual Reality

Noch beschränkt sich die Technik auf visuelle und akustische Wahrnehmung. Aber in Zukunft erweitern sich die Möglichkeiten. Eye-Tracking macht die VR-Erfahrung realistischer.

Auch die anderen Sinne werden angesprochen, wie das Temperaturgefühl, der Geruchssinn und das haptische Empfinden. Mit hochentwickelten Sensoren wird der Wirklichkeitsfaktor höher. Das gänzliche Überwinden der Grenze zwischen virtueller und physischer Welt könnte der nächste Schritt sein. Vielleicht geschieht dies nicht in unmittelbarer Zukunft, aber Hardwarehersteller und Programmierer denken bereits über vollständige Interaktivität nach.

Gibt es auch Schattenseiten?

Eine der ungeklärten Fragen ist, was VR-Technologie mit uns Menschen macht. Wir sind nun einmal natürliche Wesen. Wie bei einer Reisekrankheit können virtuelle Erfahrungen Symptome auslösen wie Übelkeit, Augen- und Kopfschmerzen. Headset-Hersteller empfehlen ihre Geräte nicht für Kinder und raten den Nutzern, pro halbe Stunde 10 Minuten Pause zu machen. Außerdem sollte man unmittelbar nach der Verwendung weder Auto noch Fahrrad fahren oder Maschinen bedienen. Solche Warnungen mögen vernünftig sein, tragen aber sicher nicht dazu bei, die Technik zu einem Mainstream-Produkt zu machen.

Dann gibt es noch das Problem mit der Isolation und Abschottung von der Umwelt durch das Tragen eines Headsets. Schon heute müssen viele Menschen um die Aufmerksamkeit ihrer Familie und Freunde kämpfen, wenn diese gebannt auf ein Smartphone oder Tablet starren. VR könnte der nächste Level der gesellschaftlichen Isolation sein. Wie viel virtuelle Realität verträgt der Mensch? Wie wirkt es sich auf die menschlichen Beziehungen aus?

Die VR-Technologie bietet zudem selbst großartige Möglichkeiten für die Entwicklung neuer Verfahren in der Industrie. In naher Zukunft könnten dadurch unzählige Jobs automatisiert sein. Welche Aufgabe gibt sich dann die Menschheit?

Fazit

Die Zukunft der VR hat begonnen. Aber noch steckt sie in den Kinderschuhen. Wahrscheinlich wird es noch Jahre dauern, bis sie massentauglich ist. Bis dahin gibt es viel zu diskutieren über die Technik, ihren sozialen Nutzen und die Kosten. Sie erlaubt uns einerseits, unvorstellbare Erfahrungen zu machen. Aber es ist wichtig darüber zu reden, welchen guten oder schlechten Einfluss sie auf die Menschheit ausüben kann.

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