Immer mehr Menschen horchen auf beim Thema Anonym surfen. Auch durchschnittliche Internet-Nutzer, die nichts zu verstecken haben sind inzwischen nervös.
Die negativen NSA-Schlagzeilen haben große Wellen geschlagen. Auch Nachrichten vom gehäuften Online-Betrug machen die Runde. Der Einzelne bisher sorglos surfende Nutzer fragt sich: Wer liest mit, wenn ich chatte? Wie sicher sind meine privaten Daten? Ist Anonymität im Netz überhaupt möglich? Auf diese und andere Fragen wird im Folgenden eingegangen.
Ihre Spuren im Internet
Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass Sie identifizierbar sind, sobald sie sich mit ihrem Computer ins Internet einloggen. Das wichtigste Erkennungsmerkmal ist die IP-Adresse. Jeder Teilnehmer im Netz besitzt eine eindeutige Adresse, damit die gewünschten Informationen genau dorthin versendet werden können. Ihr Provider vergibt die IP-Adresse für den Zeitraum ihrer Online-Sitzung. Ob Sie einfach nur eine Webseite besuchen, ein Video anschauen oder Dateien downloaden, ihre IP-Adresse ist für die gegenüberliegende Partei erkennbar. Mit geeigneten Mitteln ist dadurch ihr Standort feststellbar.
Wenn Sie nun noch bedenken, dass ihr Provider ihre Verbindungsdaten für einen gewissen Zeitraum speichert, können Sie erkennen, dass von Anonymität beim Surfen keine Rede sein kann. Ihre persönlichen Daten, die der Provider besitzt, um ihren Zugang ins Internet zu ermöglichen, werden auch gespeichert. Name, Adresse und Telefonnummer sind gelistet und müssen bei einer Anfrage von Strafverfolgungsbehörden herausgegeben werden.
Was geschieht mit meinen Daten?
Sie wissen nun, dass eine Unmenge ihrer persönlichen Daten gespeichert wird und bei Bedarf abgerufen werden kann. Wer kann jetzt auf diese Daten zugreifen?
Die offiziellen Ermittlungsbehörden wie Staatsanwaltschaft oder Geheimdienste erhalten laut Gesetz Einblick in ihre Online-Daten. Bei einem Straftatverdacht kann so ihre Schuld oder Unschuld untersucht werden. Bei schweren Vergehen wie Betrug oder Kinderpornographie wird jeder dieses Vorgehen gutheißen. Doch auch die Musik- und Filmindustrie erhält über die Staatsorgane Zugriff und verfolgt sogenannte Urheberrechtsverletzungen. Illegales Downloaden von Filmen und Songs oder das beliebte Filesharing wird auf diese Weise massenhaft verfolgt. Anwälte nutzen diesen Weg, um ihre Abmahnungen an den Surfer zu bringen und nicht zuletzt viel Geld damit zu verdienen.
Auch große Unternehmen wie Google, Amazon oder Facebook interessieren sich für die Surfgewohnheiten ihrer Kunden. Die Server von Webseiten zeichnen jeden ihrer Besuche auf und kennen so im Lauf der Zeit ihre Vorlieben und Interessen. Was mit diesen Daten passiert liegt allein in der Hand der Konzerne.
Spuren verwischen
Auch wenn Sie keine Straftaten begehen, haben sie das Recht ihre Privatsphäre zu schützen. Es gibt Möglichkeiten, ihre Spuren im Internet zu verwischen.
Das einfachste Vorgehen ist das regelmäßige Löschen des Browserverlaufs und des Caches. Das ist bei jedem Browser problemlos möglich. Die meisten Browser bieten inzwischen einen Privat-Modus an, der viele Spuren automatisch verwischt. Nutzen Sie diese Option. Zusätzlich sollten Sie ihre Surfgewohnheiten unter die Lupe nehmen. Seien Sie grundsätzlich vorsichtig und misstrauisch. Geben Sie persönliche Daten nur mit Bedacht weiter. Informationen über ihr Leben oder private Fotos sind, einmal im Netz, nicht mehr zu kontrollieren. Akzeptieren Sie nicht blind alle Cookies, die Webseiten ihnen als unbedingt nötig angeben. Eine entsprechende Einstellung besitzt jeder Browser. Diese Maßnahmen sind ein erster Schritt in Richtung Anonymität. Totale Privatsphäre erreichen Sie damit allerdings nicht.
Anonym Surfen
Um wirklich anonym im Internet zu surfen, sollten Sie versuchen, Ihre IP-Adresse zu verschleiern. Dazu stehen mehrere Optionen zur Verfügung. Sie können einen Proxy-Server nutzen, der als Filter zwischen ihren Computer und die Zieladresse geschaltet wird. Dadurch kann von Dritten nur die IP-Adresse des Proxy-Servers erkannt werden. Allerdings ist nicht immer sicher, ob der Proxy-Server auch wirklich anonym ist. Nachprüfen können Sie dies auf einer Seite, die ihre Anonymität testet (IP-Check).
Etwas aufwendiger ist die Installation eines externen Dienstes wie AN.ON oder TOR. Beide Dienste sind kostenlos erhältlich und garantieren Sicherheit durch weitgehende Anonymisierung der Nutzerdaten.
VPN (Virtual Private Network) ist eine weitere Möglichkeit, ihre Privatsphäre zu schützen. VPN-Dienste bieten, meist kostenpflichtig, ein privates Netzwerk an, das durch Server im Ausland gesichert ist.
Fazit
Anonym im Internet surfen ist möglich. Allerdings nicht ohne eigene Anstrengung. Die Speicherung ihrer Daten geschieht in so großem Umfang, dass nicht abzuschätzen ist, was mit diesen Daten passiert. Legen Sie Wert auf ihre Privatsphäre, informieren Sie sich genauer über die aufgezeigten Möglichkeiten und wählen die für Sie beste Option. Allgemein gilt: Seien Sie aufmerksam und vorsichtig, dann erleben sie keine unliebsamen Überraschungen.